Bei bestem Kaiserwetter konnte gestern in Mainz nach zwei Jahren Corona-Zwangspause endlich wieder gesungen und gelacht werden! Bei sonnigen 13 Grad markierte der gestrige Rosenmontagsumzug nicht nur in Mainz den Höhepunkt der „Fünften Jahreszeit“. In Köln feierte man sogar das 200. Jubiläum des Rosenmontagsumzugs, der dort im Jahre 1823 das erste Mal stattgefunden hatte.
Welch perfekter Tag, um auch einen Blick auf die Marienborner Fassenacht zu werfen!
Aber zunächst ein paar allgemeine Fakten:
In Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland spricht man von der Fastnacht. Im Raum Köln, Bonn, Aachen und Koblenz ist es der Karneval und in Bayern, Österreich und Sachsen feiert man den Fasching. Doch egal wie man sie nennt, die „Fünfte Jahreszeit“ bezeichnet überall dasselbe: einen Brauch, mit dem die Menschen die Tage vor Aschermittwoch und der Fastenzeit feiern. Der Begriff Karneval entstammt dem lateinischen ‚carne vale‘ (Fleisch, lebe wohl) und die Fastnacht beinhaltet bereits das Wort Fasten.
Über die alte Mainzer Fastnacht ist nicht viel bekannt. Der Mainzer Humanist Dietrich Gresemund beschreibt sie 1495 als „ein unorganisiertes Volksfest mit Maskerade, Essen, Trinken, Tanzen an Tag und Nacht“. Die moderne und organisierte Fastnacht, wie wir sie heute kennen, entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert – zunächst in Köln und kurz darauf auch in Mainz, wo 1838 der erste Rosenmontagsumzug durch die Straßen zog. Er wurde damals wie heute vom ältesten Mainzer Fastnachtsverein organisiert: dem Mainzer Carneval-Verein, kurz MCV, der ebenfalls 1838 gegründet wurde.
Auch Marienborn kann auf eine langjährige Fastnachtstradition zurückblicken: die Sitzungen, der Kindermaskenball an Fastnachtssamstag, ein Umzug am Fastnachtssonntag und der Lumpenball an Fastnachtsdienstag wurden im jährlichen Wechsel von der TuS und dem Männergesangsverein veranstaltet.
„Der Gesangsverein war ebenso karnevalistisch aktiv wie der Sportverein. Unvergessen sind die urigen und sehr ortsbezogenen Sitzungen, die in der alten Turnhalle stattfanden.“
Hans-Karl Warken (Ehrensitzungspräsident und Gründungsmitglied der Brunnebutzer)
Als die alte Turnhalle einem Neubau weichen musste und abgerissen wurde, kam die Marienborner Fastnacht für eine kurze Zeit zum Erliegen – bis zum März 1975 und der Gründung des Karnevalvereins Die Brunnebutzer 1975 e.V. .
„Marienborn leitet seinen Namen von den vielen Brunnen ab, die sich im Ort befinden. Die Reinigung dieser Brunnen wird von Brunnenputzern vorgenommen – oder wie wir das hier aussprechen: Brunnebutzern. Da die menschliche Seele auch ab und zu mal einer Reinigung bedarf, und zwar in Form von Lachen und Heiterkeit, war auch der Bogen zur Narretei gespannt.“
Hans-Karl Warken
Der von 13 Närrinnen und Narren gegründete Verein zählt heute über 400 Mitglieder und feiert 2025 sein 50-jähriges Bestehen. Er ist nicht nur fester Bestandteil der Marienborner Fastnacht sondern auch über den Ortsteil hinaus für seine Fastnachtssitzungen bekannt und begehrt. Auch in diesem Jahr waren die Karten bis auf zwei Sitzungen in kürzester Zeit ausverkauft!
Die Aktiven investieren viel Zeit und Arbeit in ihre Kampagnen und freuen sich immer über eine Unterstützung durch neue Mitglieder. Die jüngsten sind mindestens acht Jahre alt und nennen sich Die Brunnenelfen. Sie hatten in diesem Jahr endlich wieder einen großen Auftritt beim Kindermaskenball!
Eine Tanzgruppe namens Brunnenelfen gab es bereits in den 1990er Jahren. Damals haben sich acht Frauen aus dem Komitee zusammengetan, um zunächst als „Worschtzippl-Dancer“ den Worschtowend tänzerisch aufzumischen. Später nannten sie sich „Die Brunnenelfen“. Daneben gab es auch ein Brunnebutzer Ballett:
Und es gibt noch mehr interessante Fakten über die Brunnebutzer:
- Seit 1995 sind die Brunnebutzer wieder am Rosenmontagsumzug in Mainz dabei.
- Im Sommer 2009 wurde die Kürassier Garde gegründet.
- Mit nur 87 Tagen zwischen dem 11.11. und Aschermittwoch war 2007/08 die kürzeste Kampagne der Vereinsgeschichte.
- 2038 dürfen wir uns dafür mit 119 Tagen auf eine der längsten Kampagnen freuen!
- Zu Beginn war der Verein überwiegend Männersache.
Zur Kampagne 2017 wurde aber nicht nur ein Damenkomitee ins Leben gerufen, sondern auch eine Damensitzung eingeführt.
Auch das Bühnenbild wird seit 2018 hauptverantwortlich von einer Frau gestaltet. Eine schöne Bühnen-Dekoration gab es bei den Sitzungen zwar schon immer, allerdings war der Hintergrund eher eintönig. Seit 2018 wird er von der Marienborner Künstlerin Elke Altenkirch gestaltet. Mittlerweile sind es großflächige Gemälde, die sich thematisch an das Motto der aktuellen Kampagne lehnen.
Mit dem morgigen Aschermittwoch endet die Kampagne und die Fastnacht wird „zu Grabe getragen“. Hierzu veranstaltet der Verein jedes Jahr das traditionelle Heringsessen, zu dem die in Schwarz gekleidete Gesellschaft um die „goldische Meenzer Fastnacht“ trauert.
Somit sagen auch wir zum letzten Mal für dieses Jahr Helau und freuen uns auf die kommende Kampagne!