Pflanzentausch bei Kaffee & Plausch


„Willst du ein Leben lang glücklich sein, so schaffe dir einen Garten.“

– Chinesisches Sprichwort

Wer diesem weisen Sprichwort folgen wollte, hatte am heutigen Sonntag die Gelegenheit dazu. Am frühen Nachmittag fand heute im evangelischen Gemeindegarten die erste Marienborner Pflanzentauschbörse statt.

„Getauscht werden kann alles, was Zimmer und Garten hergeben: zu groß geratene Zimmerpflanzen oder Ableger, vorgezogene Gemüsepflänzchen bzw. überzählige Jungpflanzen, Samen, Zwiebeln, Stauden, Gehölze, Kübel- oder Balkonpflanzen, Wasserpflanzen, botanische Raritäten oder einheimische Wildpflanzen – nur aus dem Garten! Es kann nach Herzenslust getauscht, geplauscht und verschenkt werden. Dazu gibt es Kaffee und Leckereien vom Bauwagencafé.“ 

– ev. Kirchengemeinde Marienborn

Die Pflanzentauschbörse ist eine Art Flohmarkt für Gartenfreunde, Pflanzenliebhaber und all jene, die ihren „Grünen Daumen“ noch suchen. Die Idee hierfür ist nicht neu. Wenn man den Begriff Pflanzentauschbörse im Internet eingibt, findet man sie auch in anderen Städten und Gemeinden. Bei uns sollte sie bereits im Mai 2020 stattfinden, erzählt mir Friederike Ebert, die Initiatorin der Marienborner Pflanzentauschbörse. Sie selbst hatte zuvor noch niemals von einer solchen Tauschbörse gehört. Ihre Idee dazu ist entstanden, nachdem sie begonnen hatte, Pflanzen zu verschenken:

„Der Gartenbau ist ein großes Hobby von mir. Ich fing damals an, meine Pflanzen an der Fensterbank vorzuziehen. Fast alle Samen sind aufgegangen und somit hatte ich natürlich viel zu viele Setzlinge. Ich stellte die überschüssigen Töpfe an den Gartenzaun, sodass jeder sich bedienen konnte. Es gab viele nette Kontakte und sehr dankbare Spaziergänger, die mir später von ihrer tollen Tomaten- und Gurkenernte berichteten.

Ich selbst hätte gerne auch noch ein paar Steckzwiebeln oder anderes gehabt, wollte aber keine großen Gebinde kaufen. Und da kam mir die Idee eines Pflanzentausches.“

– Friederike Ebert

Die mittlerweile weit verbreiteten und beliebten Pflanzentauschbörsen sind aber nicht nur nette Zusammenkünfte von Hobby-Gärtnern. Sie tragen unter anderem dazu bei, die Artenvielfalt der Pflanzenwelt zu erhalten. Im Internet bin ich hierzu auf eine interessante Seite gestoßen: Quartier Zukunft – Labor Stadt. Das ist ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), das sich seit 2011 inbesondere mit dem Thema der nachhaltigen Stadtentwicklung auseinandersetzt. Es wird die Frage gestellt: Wie können wir Menschen heute und morgen in der Stadt gut leben – und dabei Mitwelt, Umwelt und Nachwelt achten? Als eine Antwort auf diese Frage wurde 2016 eine der ersten Pflanzentauschbörsen ins Leben gerufen.

„Die wenigsten wissen, dass die Produktion von Saatgut aktuell von einigen wenigen Konzernen dominiert wird. Leistungsstarke, hochgezüchtete Sorten verdrängen alte Arten. Da inzwischen einige Samen steril sind, werden Landwirtinnen und Landwirte immer abhängiger vom Saatgut der großen Konzerne. Dabei kann jede und jeder etwas für mehr Artenvielfalt und Unabhängigkeit tun, indem selbst Obst oder Gemüse gezogen und getauscht wird. Die Fähigkeit, sich selbst mit Gütern des täglichen Bedarfs  zu versorgen, nennt sich Subsistenz.“

– Quartier Zukunft

Und hat nicht jede und jeder von uns schon die Erfahrung gemacht, dass Tomaten aus dem eigenen Beet um ein Vielfaches besser schmecken, als die aus dem Supermarkt? Auch isst man die eigene Ernte mit viel mehr Hingabe, da natürlich ein wenig Stolz über das gut Gedeihte mitschwingt. Auch selbst gezüchtete Paprika oder Salate gewinnen einen viel volleren Geschmack, wenn sie aus der eigenen Zucht kommen.

Neben dem „jungen Gemüse“ wurden heute auch Zimmerpflanzen wie der Goldbaum, Aloe Vera und Gartenpflanzen wie Veilchen und Fette Henne angeboten.

„Gärtnern, ob im Urban Gardening Projekt, im eigenen Garten oder auf dem Balkon, ist eine gute Möglichkeit in unserer industrialisierten, spezialisierten Gesellschaft das Gefühl von Subsistenz zu erleben, sich zumindest teilweise selbst zu versorgen und dadurch unabhängiger zu werden.“

– Quartier Zukunft

So hat die erste Marienborner Pflanzentauschbörse heute nicht nur viele Pflanzenliebhaber zusammengebracht, sondern auch für ein Stück mehr Nachhaltigkeit und Subsistenz gesorgt. Wir freuen uns schon auf die nächste Tauschbörse – zunächst aber vor allem auf die leckere Ernte!


2 Comments

  1. Schaut mal in der Mediathek in klein- winternheim. Dort wird auch für Nachhaltigkeit gesorgt, indem altes samengut weitergegeben wird.

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