Mein Freund, der Baum

Meine wunderbaren Nachbarn Ilse und Gustl und wir haben einen gemeinsamen Garten. Eigentlich sind es zwei Reihenhausgärten, aber der Zaun dazwischen hat nie existiert. In der Mitte des Gartens befindet sich ein Kirschbaum, der dort seit mehr als 33 Jahren steht.

Seit über 18 Jahren ist dieser Baum mein morgendliches Naturprogramm. Ist es kalt, sitze ich drin und schaue eine halbe Stunde beim Morgenkaffee zu, wie sich Vögel, Eichhörnchen, Insekten auf ihm tummeln und ab und zu eine Katze um ihn herumschleicht. Ab dem Frühjahr verlege ich die halbe Stunde, meist bei Sonnenaufgang, nach draußen.

Die Blüte ist nicht mehr weit. Seit einigen Tagen wird es immer wärmer…

Die Geschichte, wie der Baum in unseren Garten gelangt ist, hat mir kürzlich Nachbarin Ilse erzählt:

„1988 haben wir, wie auch die Jahre davor, bei Appel-Happel beim Sauerkirschen-„robben“ mitgeholfen.
Werner Happel sagte während der Essenspause im Kirschacker: „Die Bäum‘ wern all umgemacht – des gibt en Äppelacker“, worauf Gunther (der Sohn) mit Entsetzen reagiert hatte und Werner Happel bat, ihm doch einen Baum zu schenken (Gründe waren das Alter der Bäume und die Kirschessig-Fliege.). Werner Happel verwies auf den bekannten Spruch: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“, hielt dann aber inne und meinte, da unten am Rand stehe ein nachgepflanztes kleines Bäumchen, bei dem könnte das Umsetzen klappen, dieses Bäumchen schenke er ihm gerne.
Gunther hätte das Bäumchen am liebsten gleich mitgenommen, aber Werner Happel versprach einen Telefonanruf, vor dem Ausmachen der Bäume im Spätjahr, denn im Hochsommer sei das Umpflanzen aussichtslos. Der Anruf von Werner Happel kam Mitte Oktober. Nachdem Gunthers Papa auf einer mehrtägigen Dienstfahrt war, gingen Gunther und Mama mit Leiterwagen und Spaten zum Kirschacker, der zwischen dem Pappelwäldchen und dem jetzigen Appel-Happel Berghof lag, gruben das Bäumchen aus und brachten es an seinen jetzigen Standort. Erst wurde ein tiefes Loch gegraben, mit seinem Wurzelballen und Komposterde wurde das Bäumchen sorgsam eingepflanzt und tüchtig mit Wasser eingeschlämmt. Dann war die Spannung groß – wird es im Frühling blühen? Ist es angewachsen? Im April 1989, nach der Rückkehr aus dem Osterurlaub in Österreich, stand das kleine Bäumchen in voller Blüte.“

Unser Kirschbaum soll uns immer mal wieder durch dieses Marienborn-Jahr begleiten.

Hast Du auch einen Baum mit einer schönen Geschichte – oder einfach nur einen schönen Baum, den Du uns zeigen möchtest? Dann stell ihn hier in die Kommentare!

4 Comments

  1. Super schöner Beitrag! Richtig gut geschrieben und man merkt dir bzw. euch die Verbundenheit zu Marienborn an.

    Als alte Meenzerin werde ich jeden eurer Beiträge mit Freude lesen und mich dabei an die gute alte Zeit in Mainz erinnern. Mit euren Beiträge kommt ein kleines Stück Mainz nach Zürich 🙂

    1. Die Geschichte gefällt mir sehr, zumal ich auch die Menschen gut kenne, um die es sich in dieser Geschichte dreht.
      Die Vorstellung, jederzeit in den Kirschbaum schauen zu können, ist schön. Auch ein Baum kann zu allen Jahreszeiten ein spannendes Programm bieten.

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