Wasser marsch!

Vor einiger Zeit, genauer gesagt am Samstag, 23. Oktober 2021, konnte man in vielen Straßen Marienborns plötzlich größere Wasserlachen entdecken. Dabei war es ein sonniger Tag, ohne ein Anzeichen von Regen. Was war geschehen?

Eine Einheit der Freiwilligen Feuerwehr prüfte an diesem Tag die Hydranten im ganzen Ort und wir durften sie dabei begleiten. Vergangene Woche habe ich mich mit Simon Dechert und Phillip Kuschmierz getroffen und wir haben den Tag noch einmal Revue passieren lassen.

Thorsten, Alex und Phillip (v.l.n.r.) bei der Wartung eines von drei Hydranten in der Mercatorstraße.

Ein Hydrant ist eine meist unterirdische Armatur zur Entnahme von Wasser aus einem Wasserverteilungssystem. In einem Brandfall bezieht die Feuerwehr aus einem solchen Hydranten ihr Löschwasser. Da die Feuerwehr in 90% aller Fälle Brände mit Wasser löscht, sind diese ‚Zapfsäulen‘ im Straßenbereich (über)lebensnotwendig.

SIMON: „Sie liegen alle entlang der Wasserleitung. Meistens sitzen sie sogar direkt auf der Wasserleitung.“

PHILIPP: „Jeder Unterflurhydrant muss gekennzeichnet sein. Nachts oder wenn die Straße zugeschneit oder voller Laub ist, erkennt man die Hydranten auf der Straße nicht direkt. Dann helfen die kleinen, roten Schilder, auf denen auf einen halben Meter genau angegeben ist, wo sich der nächste Hydrant befindet.“

SIMON: „Man stellt sich einfach mit dem Rücken zum Schild und geht die angegebene Zahl in Meterschritten in die jeweilige Richtung. In diesem Fall würde man erst 3,5 Meter geradeaus gehen und dann 4,5 Meter nach links.“

Das ist ein Unterflurhydrant. So werden die Hydranten genannt, die sich unter der Straße befinden. In der relativ kurzen Mercatorstraße sind es drei Stück – in ganz Marienborn etwa 150. Damit im Ernstfall auch alle funktionieren, werden sie seit 2020 einmal im Jahr von den Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr gewartet.

SIMON: „Eigentlich ist der Wasserversorger für die Wartung verantwortlich. Aber der macht es nur alle vier Jahre, weil er von sich aus sagt, dass das reicht. Wir finden aber, dass es jedes Jahr gemacht werden sollte und daher machen wir das.“

PHILLIP: „So wissen wir immer selbst auch ziemlich genau, welche Hydranten in Ordnung sind und wo sie sich befinden.“

SIMON: „2020 war tatsächlich das erste Jahr, dass wir das gemacht haben. Früher hatte das auch schon mal die Jugendfeuerwehr gemacht, aber dann gab es leider nicht mehr genügend Mitglieder. Initiator von der ganzen Geschichte war 2020 dann der Konni (Konstantin Metz, Anm. d. R.). Er meinte, wir könnten doch wieder mal was machen, als kleines Projekt für die Jugendfeuerwehr. Wir hatten das allerdings total unterschätzt… was das überhaupt für ein Aufwand ist! Wir waren auch nur zu dritt: Konni, Tobias Busch und ich. Wir haben morgens um 9:00 Uhr angefangen und waren abends um 18:00 Uhr immer noch nicht fertig. Beim nächsten Mal waren wir dann aber schlauer und haben uns in zwei Teams aufgeteilt.“

PHILLIP: „2021 haben wir dann um 8:30 Uhr angefangen und waren um ca. 16:00 Uhr mit allem durch!“

Wieso ist es eigentlich so wichtig, die Wartung im Herbst zu machen?

SIMON: „Wir nennen das ‚Einwintern‘. Wir schauen, dass der Raum zwischen dem Hydrantendeckel und dem Schutzring, auf dem der Deckel liegt, nicht einfriert und genug Fettschicht hat. Der Wasseranschluss liegt zwar unterhalb der Bodenfrostgrenze, aber der Deckel könnte sich festfrieren.“

PHILLIP: „Das Einwintern ist mittlerweile zwar nicht mehr bei allen Hydranten notwendig, da der Deckel auf einem Kunststoffring liegt. Aber für uns ist es einfach wichtig zu wissen: Aus welchem Hydranten bekommen wir wirklich Wasser raus und welche kriegen wir überhaupt auf.“

SIMON: „Genau! Manche Hydranten sind einfach schon Jahre nicht mehr gewartet worden oder es wurde beim Bau schlampig gearbeitet. Da kann es sein, dass man halb über die Hydranten drübergeteert hat. Die kriegt man dann nicht mehr einfach so auf.“

Zum Öffnen eines Hydranten benötigt man zunächst einen Unterflurhydrantenschlüssel, den Alex oben im Bild zeigt. Mit der einen Seite lupft man zunächst den Deckel hoch. Auf der anderen Seite befindet sich der Vierkant-Schlüssel, mit dem der Zugang zur Wasserleitung aufgedreht wird.

Manchmal wird der Hydrantendeckel auch mit Hilfe des Feuerwehrbeils geöffnet. Mit Spachtel und Feger entfernt man den groben Dreck. Und so sieht es in einem Hydranten aus:

Jetzt wird die Staubschutzkappe (s.o.) entfernt und das Standrohr gesetzt. Bei einigen Hydranten fehlt die Staubschutzkappe, da sie z.B. nach Bauarbeiten vergessen wurde, wieder draufzusetzen. Und schon kann das Wasser mithilfe des Unterflurhydrantenschlüssel aufgedreht werden!

PHILLIP: „Wir nennen das Spülen. Dabei werden der Rost und die Schwebstoffe entfernt, die sonst vielleicht ins Trinkwasser gelangen würden.“

SIMON: „Ein Hydrant sollte den Druck halten können und die Wassermenge fördern, die er angegeben hat. Und er sollte von einer Person geöffnet und geschlossen werden können.“

Und zum Schluss wird dann noch eine dünne Fettschicht zwischen Deckel und Schutzring verteilt. Für die Menge an Hydranten in Marienborn wird ca. 1 Liter Fett benötigt.

Am Ende eines Wartungstages werden die Hydrantenpläne aktualisiert und an den Wasserversorger weitergegeben. Hier wird vermerkt, welche Hydranten funktionieren und welche nicht. Zeitgleich werden die geprüften Hydranten in das Alarmierungssystem der Feuerwehr eingegeben. So kann der Fahrzeugführer bereits auf der Anfahrt bei einem Einsatz auf dem Tablet sehen, welche Hydranten verfügbar sind.

Immer wieder kommt es auch vor, dass einige Hydranten gar nicht geprüft werden können, da sie zugeparkt werden. 2021 waren es 15 Stück, an die die Feuerwehr nicht drankommen konnte.

PHILLIP: „Wir haben keinen Einfluss darauf, wo die Leute parken. Die meisten machen sich einfach keine Gedanken darüber, dass sie gerade einen Hydranten blockieren. Und wenn jemand darauf parkt, haben wir keine Handhabe.“

SIMON: „Wenn uns das im Einsatzfall passiert, schauen wir uns erstmal um, wo der nächste Hydrant ist. Das geht oftmals schneller. Und wenn es überhaupt keine andere Möglichkeit gibt, dann kann man so ein Auto ja auch bewegen… Also vier ordentliche Feuerwehrmänner kriegen alles bis zum Kombi weg!“ (grinst)

PHILLIP: „Klar ist das ärgerlich und wir würden uns wünschen, dass man einfach ein bisschen darauf achtet, ob man da jetzt auf einem Hydranten parkt. Man sollte auch drumherum so einen halben Meter Platz lassen. Die Schläuche müssen ja auch irgendwohin.“

Ich selbst jedenfalls achte seither viel mehr auf Unterflurhydranten auf der Straße und versuche, nicht zu nah an einem zu parken.

Ein großes Dankeschön an Phillip Kuschmierz und Simon Dechert, die mir Rede und Antwort gestanden haben und auch an den Rest der Bande: Thorsten Weimar, Alexander und Konstantin Metz.

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