Habt ihr in den vergangenen Tagen eigentlich auch so oft hochgeschaut? Carolas Bericht über den Perspektivwechsel am letzten Samstag hat mich total angefixt, öfter als sonst nach oben zu schauen.
Der stete Blick in die Baumwipfel hat sich gelohnt: In der letzten Woche konnte ich zwei sich jagende Eichhörnchen, drei weiße Tauben, vier Greifvögel und unzählige Dohlen und Krähen beobachten. Ich habe aber noch eine weitere interessante Entdeckung gemacht:
Vielleicht hat die ein oder der andere diese bunt gefiederten Vögel auch schon einmal gesehen. Sie haben sich seit geraumer Zeit bei uns in Marienborn angesiedelt. Man sieht sie des öfteren auf den Bäumen rund um den Schulhof sitzen und sich lautstark ‚unterhalten‘. Am Donnerstag ist uns ein Pärchen sogar bis zur Kita Ruhestraße gefolgt.
Gerade in dieser grauen Jahreszeit und zwischen den noch kahlen Baumwipfel fällt der Halsbandsittich mit seinem hellgrünen Gefieder besonders auf. Er ist ein geselliges Tierchen und schwärmt am liebsten mit mehreren Artgenossen aus. Dabei wird laut und grell gezwitschert, sodass man sie oft schon von weitem hören kann, bevor man sie erblickt.
Aber wie kommen diese exotischen Vögel nach Marienborn?
Tatsächlich wurde das erste frei lebende Brutpaar bereits 1969 in Köln entdeckt. Von dort aus haben sich die Halsbandsittiche nach und nach in andere Städte des Rheintals ausgebreitet: Heidelberg, Ludwigshafen, Worms, Wiesbaden und Mainz. In diesen Regionen herrscht das ganze Jahr über ein mildes Klima mit wenigen Frosttagen, sodass es perfekte „Wärmegebiete“ für unsere gefiederten Exoten sind.
Seit Mitte der 1970er Jahre bevölkerten die Halsbandsittiche zunächst den Wiesbadener Kurpark und den Schlosspark in Biebrich. Seit Beginn der 2000er Jahre siedelten sie auf die Mainzer Rheinseite und wagen sich seither auch weiter ins Landesinnere vor – bis nach Marienborn!
Ursprünglich kommt dieser ca. 60cm großer Edelsittich aus dem Süden Afrikas sowie dem südasiatischen Raum. Als exotisches Haustier wird er nach Europa importiert und entpuppt sich hier als kleiner Ausreißer, denn bereits Ende des 19. Jahrhunderts werden frei brütende Paare in Großbritannien gesichtet. Anders als Wellensittiche, die immer wieder zu ihren Käfigen zurückfinden und in der freien Wildbahn nicht überlebensfähig sind, fühlt sich der Halsbandsittich sehr wohl in seiner Freiheit.
So verbreiteten sich diese Freigeister in Mittel- und Westeuropa und integrieren sich erstaunlich gut in ihre Umgebung. Sie sitzen mit mehreren anderen Vogelarten auf einem Baum und scheinen auch keine natürlichen Feinde zu haben.
Dort, wo sie in großen Scharen vorkommen, können sie mitunter auch große Störenfriede sein. Bei uns hier in Marienborn sind es noch recht wenige und wenn man sie entdeckt, zaubern sie jedenfalls mir ein Lächeln ins Gesicht.
PS: Da meine Handy-Kamera leider keine so schönen Fotos von den Vögeln aufnehmen konnte, habe ich mich ausnahmsweise bei anderen Bildquellen bedient.