Else

Der alte Ortskern von Marienborn beherbergt einige wunderschöne Häuser, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut wurden. Eines meiner Lieblinge steht in der Wiesenstraße und wird nächstes Jahr 100 Jahre alt: die ELSE. 


Familie Schawag (Paul, Oskar, Dirk und Julia)- fotografiert von Alexandra Drescher

Bis vor kurzem wurde das Haus von Familie Schawag bewohnt, die es 2009 gekauft und 2010 bezogen hatte. Als ich erfahren habe, dass ELSE ihre Besitzer wechselt, habe ich mich kurzerhand bei Schawags eingeladen und Julia ein paar Wochen vor dem Auszug ein paar Fragen gestellt. 

Liebe Julia, danke dir, dass ich so spontan auf einen Kaffee vorbeikommen durfte! Du weißt ja, Ich liebe euer Haus und wollte schon die ganze Zeit mal wissen, wie es eigentlich zu euch kam – beziehungsweise ihr zu ihm. Denn ihr beiden kommt ja ursprünglich gar nicht aus dieser Gegend. Wie seid ihr damals nach Marienborn und zu diesem Haus gekommen?

„Meine Freundin Ännie (Annabell Kopsa) hat uns das Haus damals schmackhaft gemacht und meinte, wir sollten es uns doch mal anschauen, es wäre so schön und stünde schon so lange leer. Zuerst dachten wir ‚Hmmm, nee!‘, denn es sah halt am Anfang echt anders aus!“  



Und was war der ausschlaggebende Punkt, weswegen ihr es dann gekauft habt?

„Wir wollten schon immer ein altes Haus zum Aufhübschen. Und hier waren Preis und Gelegenheit günstig. Außerdem sind wir damals in das Haus reingekommen, haben uns angeguckt und haben beide gesagt: ‚Das isses!‘ Es heißt übrigens Else, falls du es dir merken magst. Bei uns hat alles einen Namen.“ (lacht)

Und dann dann habt ihr ganz schön viel Arbeit reingesteckt!

„Ohhhh ja.. hier war ja auch keine Heizung drin und die Elektrik war abenteuerlich. Es gab auch nur ein winziges Bad im ersten Obergeschoss und im Keller war noch überall Lehmboden. Da haben wir insgesamt 9 Tonnen Lehm rausgeschippt. Dabei haben wir auch einige Fundstücke gefunden: ganz viele Flaschen, einen Schuh und einen total schönen Hobel, den ich immer mal wieder als Deko in der Wohnung stehen habe. Aus einigen schönen Scherben haben Paul und ich später auch eine Collage gemacht.“ 



Ich finde ja gerade eure Außenfassade so wundervoll!

„Ursprünglich war das ganze Haus ja ummantelt mit Eternit. Du hast im Prinzip die Schönheit von dem Haus gar nicht so richtig gesehen – du konntest sie ahnen, aber so richtig gesehen hast du es einfach nicht. Und dann haben wir diese Asbest-Platten abgemacht und das Haus freigelegt – mit Hammer, Meißel und mit dem Bohrhammer.“ 



„Und da kam auch oben die Madonnengrotte heraus, wo heute die Madonna drinsteht. Und die 1922 kam in dem Atemzug auch heraus, die war auf das Haus gemalt.“

Und wo kommt die Madonna her?

„Die haben wir von unserer Nachbarin geschenkt bekommen. Als sie gesehen hat, dass wir die Grotte freigelegt hatten, kam sie rüber und drückte mir diese wunderschöne Gips-Madonna in die Hand. Wir haben die Statue dann vom Steinmetz imprägnieren lassen, damit sie wetterbeständig ist.“



Weißt du zufällig auch, welche Funktion dieses Haus früher einmal hatte?

„Ich weiß, dass hier früher mal die Post war. Wohl auch ziemlich lange. Als wir hier renoviert haben sind viele Leute stehen geblieben und einige der Älteren haben uns dann erzählt, dass hier wohl früher in unserem Wohnzimmer die Poststelle von Marienborn war.“



Habt ihr besondere Erinnerungsstücke aus diesem Haus, die ihr mit in euer neues Zuhause nehmt?

„Unser Esstisch zieht mit um! Den hat mein Mann mit einem befreundeten Schreiner selbst gebaut. Er ist aus dem alten Dachgebälk der Scheune entstanden, die früher hier im Garten stand. Und wir nehmen natürlich auch das Scherbenbild mit, was Paul und ich aus den alten Fundstücken gemacht haben.“

Was liebt ihr an Marienborn?

„Die Offenheit der Menschen hier und dass wir so einfach aufgenommen wurden. Und man ist super angebunden und alles liegt nah beieinander.“

Werdet ihr den Ort missen?

„Klar! Unsere beiden Kinder sind in Mainz geboren und hier war 11 Jahre lang unser Zuhause. Der Abschied fällt nicht nur leicht…“


Vielen Dank für das Interview und den leckeren Kaffee, liebe Julia! Wir werden euch auch vermissen!!!


Am Ende habe ich Julia noch eine kleine kreative Aufgabe an die Hand gegeben: 

Was bedeutet MARIENBORN für mich? Zu jedem Buchstaben sollte sie sich etwas einfallen lassen. Hier ihr Ergebnis:

alle Else-Fotos sind von Julia Schawag

5 Comments

  1. Pingback: Madonna mia

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