Marienborn steht Modell

Ich habe mich kürzlich mit einem Kumpel über unseren Stadtteil unterhalten. Er selbst ist ein Ur-Marienborner, der diesen Ort so gut wie seine Westentasche kennt. Und doch ist er stets überrascht, wie viele neue Dinge er in diesem Blog über „sein“ Marienborn erfährt. Dinge, die er zuvor nicht kannte oder nicht wahrgenommen hatte – ein Marienborn, wie er es zuvor nie sah.

Einige Zeit später brachte er mir etwas vorbei, was mir eine neue Sicht auf Marienborn eröffnete: Eine Mappe mit Ansichten von unserem Stadtteil, gezeichnet von dem Essenheimer Landschaftskünstler Manfred Pieck. Der ehemalige Ortsvorsteher Philipp Hofmann hatte damals die Idee, den Ort auf diese Weise festzuhalten. Ein tolles zeitgeschichtliches Dokument, was ich heute mit euch teilen möchte:

„Wir Marienborner, die das Glück haben, unser Leben in dieser Gegend verbringen zu dürfen und, wie ich hoffe, wohlfühlen, sollten uns auch mit dem Ort, seiner Geschichte, den alten Gassen, Häusern, unserer schönen Wallfahrtskirche, dem Chausseehaus und dem ehemaligen Priesterhaus identifizieren. Ich habe mir dazu überlegt, dass es doch viel „Altes und Schönes“ an Bausubstanz gibt, die es verdient, in Zeichnungen festgehalten zu werden.“

– Philipp Hofmann, ehem. Ortsvorsteher von Marienborn
Westansicht „vom Pfaffengrund“ aus – heute unter „Marienborner Bergweg“ bekannt
Detailansicht
Wallfahrtsbrunnen im „Reul“

Von diesem Brunnen hatte euch Carola im vorangegangenen Beitrag schon kurz berichtet. Er ist der Namensgeber für unseren Ort – „Brunnon“ (994), „Brunnen und Burne“ (1190), „Born“ (1263) und ab 1685 „Mariä Born und Marienborn“.

„Im Jahre 1317 wurde wie es in einem Andachtsbüchlein von 1753 mit dem Titel „Marieanischer Trostbrunnen“ steht, verzeichnet, dass in einem Brunnen nahe der Wallfahrtskirche ‚ein Bildniß der übergebenedeyten Jungfrau Mariä‘ gefunden wurde, das viel Trost und Hilfe gespendet habe, so dass Papst Johannes XXII (1316-1334) in einer Bulle die Kirche in Born als Wallfahrtsort mit einem vollkommenen Ablass begnadigt habe.“

– Philipp Hofmann
Detailansicht
Torbogen des ehemaligen Priesterhauses von 1725 – Mercatorstraße
Im Borner Grund – Ecke Haidenkeller
Idyllischer Ausblick aus der früher „Hollagasse“ genannten Straße – heute „Im Winkel“
Chausseehaus

Der Name „Chausseehaus“ stammt noch aus der napoleonischen Zeit und leitet sich von dem Wort „Chaussee“(Landstraße) ab. An diesem Kurfürstlichen Zollhaus von 1774 wurde früher das Chausseegeld für das Befahren des „Saulheimer Weges“ erhoben.
Seine Berühmtheit erlangte das Chausseehaus schließlich durch Johann Wolfgang von Goethe, der es während der Belagerung von Mainz im Jahre 1793 für zwei Monate bewohnt und über die Belagerung geschrieben hatte. In einem Zitat fasst er seine Bewunderung für den Ort Marienborn zusammen, mit dem ich diesen kurzen geschichtlichen Rückblick schließen möchte:

„Bei dieser köstlichen Aussicht könnte man sich wünschen, diesen herrlichsten Park von der Welt immer zu genießen.“

– Johann Wolfgang von Goethe (1793)

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