St. Stephans kleine Geschichten

Es gibt etliche Fakten und Daten über St. Stephan: die Baugeschichte, die Beschreibung ihres Innenraumes, das Figurenprogramm und ihre Bedeutung als Wallfahrtskirche. In den Büchern, die ich über Marienborn habe, findet man ein paar sehr gute Aufsätze von Lothar Frohnweiler, der sich jahrelang als Hobbyforscher mit der Geschichte unseres Ortes und der Geschichte von St. Stephan beschäftigt hat. Auch kann man sich unter anderem auf der Seite des Bistums Mainz über die Baugeschichte und die Inneneinrichtung der Kirche informieren.

Ich möchte euch heute kleine Geschichten erzählen, die man nicht überall nachlesen kann. Kleine „fun facts“, die dem ein oder anderen vielleicht noch gar nicht bekannt waren – so wie mir. Denn wie sagt es Sir Arthur Canon Doyle in einer seiner Sherlock Holmes Geschichten:

„Es war immer mein Grundsatz,
dass die kleinen Dinge im Leben
die wichtigsten sind.“


1.

Die beiden großen Heiligenfiguren, die sich zur Linken und Rechten des Gnadenbildes im Hochaltar befinden sind innen hohl. Links steht der Heilige Stephanus (Kirchenpatron) und rechts der Heilige Nepomuk. 
„Nepo-wer-was?“, haben wir uns gefragt und mussten erst einmal Google befragen. Nepomuk steht für die Wahrung des Beichtgeheimnisses und wurde 1729 heilig gesprochen – im selben Jahr, in dem der Grundstein unserer Kirche gelegt wurde. Im Übrigen ist der gesamte Hochaltar aus Holz gefertigt und nur auf den ersten Blick aus Marmor.

Die Rückansicht des Hl. Nepomuk

2. 

Unterhalb der Kanzel befindet sich ein kräftig verzierter Sockel. In diesem Sockel befindet sich eine Nische, ein Loch. Was hat es damit auf sich? 

„In diesem Loch war früher ein Schädel. Der Schädel, der wies auf das Unterirdische, auf das Begräbnis, die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Damit der Pfarrer, wenn er da oben spricht, nicht nur über die anderen hinweg spricht, sondern mit den Füßen trotzdem noch so geerdet ist, dass er bei ihnen bleibt.“

(Britta Sauer)

3.

Im 18. Jahrhundert besaß die Kirche über dem Chorraum ein zweites kleines Türmchen, in dem eine einzige Glocke hing. Aufgrund von Baufälligkeit wurde der Turm 1880 abgetragen. Die kleine Glocke jedoch ist erhalten geblieben und hängt heute über der Sakristei. Auf dem kolorierten Kupferstich von G. M. Kraus „Die Belagerung von Mainz 1793“ ist St. Stephan mit zwei Türmen zu sehen.


4.

Im Kircheninneren befindet sich an der Ostwand eine ganz besondere Figur: Anna Selbdritt, die Mutter Mariens.

Häufig wird sie sitzend dargestellt und auf ihrem Schoß sitzen links und rechts Maria und das Jesuskind. Doch unserer Anna ist das Jesuskind abhanden gekommen und niemand scheint zu wissen, wie und wann das passiert ist. 


5.

Den Boden vor dem Altar schmückt ein großes Mosaik, das meist im Verborgenen unter einem Teppichen liegt. Ich selbst kannte es nicht und war erstaunt, als Britta es mir zeigte. Kurzerhand haben wir die Teppiche zur Seite gerollt und ich durfte es in seiner vollen Größe bestaunen. Gefertigt wurde es vor knapp 100 Jahren, im April 1928 und die Platten stammen von Villeroy und Boch.

Zum Schluss möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei Britta und Bardo Sauer bedanken, die uns „hinter die Kulissen“ geführt und diese kleinen Geschichten ermöglicht haben. 

2 Comments

  1. Eigentlich schade, daß das Mosaik mit einem Teppich verdeckt wird. Ich kann mich daran erinnern, daß ich es als Kind schon immer sehr schön fand und wir nie darauf getreten sind, wenn es nicht sein musste.
    Das mit dem Schädel und Anna wusste ich auch nicht. Ich bin schon gespannt was ihr sonst noch so „entdeckt“.

  2. Mich würde ja wirklich einmal interessieren, wessen Schädel in Punkt 2 das gewesen sind … ob sie gewechselt wurden, ob es Verbrecher oder verdiente Bürger waren. Spannend 😀

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