Die evangelische Kirchengemeinde Marienborn hat wieder einen Pfarrer: Andreas Bösche. Ende Juni ist er gemeinsam mit seiner Familie in das Pfarrhaus eingezogen, das zuvor für zweieinhalb Jahre leer gestanden hat. Seitdem kommt in der regen Gemeinde einiges in Bewegung.
Aber wer ist der „Neue“? Wo kommt er her, was macht er so und wie waren seine ersten Eindrücke von Marienborn? Wir haben beobachtet, recherchiert und ihn interviewt. Hier kommt eine kleine Zusammenfassung:
Seine Herkunft
Andreas Bösche wurde in Hildesheim geboren und ist in der Nähe von Hannover aufgewachsen. Seit 2015 leben er und seine Frau Stefanie Böttcher bereits in Mainz, 2017 kam Sohn Ivo zur Welt.
Seine Mutter war Pastorin, sein Vater Richter – der Pfarrberuf ist ihm also buchstäblich in die Wiege gelegt worden.
Allerdings entschied er sich zunächst für einen anderen Weg und studierte Osteuropäische Geschichte. Sein Studium führte ihn nach Berlin, Göttingen, Freiburg, Kroatien und am Ende auch nach Serbien, wo er im Rahmen seiner Promotion über einen orthodoxen Metropoliten wieder ein reges Gemeindeleben erleben durfte. Das führte unter anderem auch zu seinem Entschluss, doch noch Theologie zu studieren.
Sein Quereinstieg in den Pfarrberuf
„Es ist ja so, dass die Sachen, die man als Kind mitbekommen hat, in einem arbeiten und irgendwann kommen sie wieder zu einem zurück.“
Als Kind war der Glauben für ihn ganz selbstverständlich und er lernte ihn als ein Grundvertrauen kennen. In seiner Schulzeit erweiterte er seine Glaubensausrichtung, ohne den Glauben allerdings in Frage zu stellen. Auch während des Studiums ließ ihn die Glaubensfrage nicht los und so führte ihn sein Weg am Ende doch noch zum Pfarrberuf.
„Nach dem Studium habe ich bei einer Stiftung gearbeitet, viel mit Veranstaltungskonzeption gemacht und auch mit Jugendlichen zusammengearbeitet, Ausstellungen konzipiert. Das bildet viel vom Pfarrberuf ab.“
Ein großer Vorteil ist auch sein Grundinteresse, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und seine offene Art. Denn durch Begegnungen und Gespräche bringt man den Glauben in die Öffentlichkeit.
Sein Vikariat an der Ingelheimer Saalkirche nahm er Anfang 2020 auf – kurz darauf kam Corona:
„Auf meinen ersten Gottesdienst musste ich lange warten, weil zwischendurch einfach keine stattgefunden haben. Mit der nötigen Gelassenheit ging aber alles. Ich habe fast alle Sachen gemacht, die man macht – nur nicht in der Reihenfolge, in der man sie unter normalen Umständen macht.“
Die Gemeinde
„Die Gemeinde empfing mich einer ehrlichen und anteilnehmenden Offenheit. Sie ist mir mit Interesse und Neugier begegnet.“
Seine Ordinationsfeier im evangelischen Pfarrgarten war ein gelungenes Willkommensfest bei schönem Wetter, vielen Gästen und toller musikalischer Untermalung.
Seither hat er nicht nur die sonntäglichen Gottesdienste gehalten, sondern gemeinsam mit engagierten Gemeindemitgliedern auch einige Dinge angestoßen. Seit dem 11. September findet zum Beispiel wieder ein Kindergottesdienst statt, der vorerst einmal im Monat angeboten wird.
Außerdem wurde ein neues Gottesdienstformat ausprobiert, das in kreativer Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand entstanden ist: Eine „After-Work-Predigt“, die jeden Mittwochabend im September um 18:00 Uhr im evangelischen Pfarrgarten stattfand. Der Predigttext setzte sich jeweils mit einem Getränk auseinander, welches währenddessen oder im Anschluss genüßlich zelebriert und getrunken wurde. Wussten Sie zum Beispiel, dass man den ostfriesischen Tee auf keinen Fall mit Milch, sondern mit Sahne trinkt? Und dass diese mit einem Teelöffel gegen den Uhrzeigersinn in die Tasse getröpfelt wird? Erst so können sich die sogenannten „Fettwölkchen“ im Getränk entfalten – buchstäblich ein Augenschmaus! Ein Highlight war die letzte der vier Andachten mit irischem Ale und der musikalischen Begleitung von Herrn Bösche selbst, der auf unterschiedlichen Flöten die irische Folklore aufleben ließ.
„Sicherlich wird man aus dem Pfarrhaus des öfteren hören, wie ich Flöte übe und spiele! Bei der Ordination im Garten waren auch zwei Jungs da, die Musik gemacht haben. Das sind meine ehemaligen Bandkollegen unserer damaligen Folk-Band.“
Was hat ihn an der Gemeinde besonders beeindruckt?
„Die Ökumene! Das erlebe ich als etwas unglaublich Bereicherndes in Marienborn, weil sie hier schon ganz selbstverständlich ist. Mit Pfarrer Kölzer [Markus Kölzer, Pfarrer der katholischen Gemeinde Marienborn, Anm. der Redaktion] habe ich hierzu schon gute Gespräche geführt!“
„Darüber hinaus noch der Gemeindegarten! Den müssten wir noch mehr in den Gottesdienst integrieren – diese alten Bäume und seine Verbindung zum Gemeindehaus und zum Pfarrhaus.“
Und auch sonst kommt er immer mehr in Marienborn an.
„Ich lerne gerade alles und alle kennen – die Menschen der Gemeinde, den Senioren- und Ökumenekreis, die Ehrenamtlichen und Mitarbeiter*innen bis hin zu den Pfarrkolleg*innen der Nachbargemeinden.“
Kleine Fun Facts am Rande
Er hat früher lange Jahre Handball gespielt. Heute geht er lieber schwimmen.
Er ist Wassermann.
Seine Frau Stefanie Böttcher leitet die Kunsthalle Mainz.
Sein 5jähriger Sohn Ivo hat sich in Marienborn schon eingemeindet und geht einmal in der Woche zum Fußballtraining der TuS Marienborn.
Was würde uns an Ihnen überraschen?
„Ich glaube, der Humor. Humor entwaffnet. Und ich habe einen schwarzen Humor mit viel Ironie. Weil ich in Norddeutschland aufgewachsen bin, sehe ich oft das Komische in den Dingen.“
Lieber Andreas, wir danken dir für diesen ersten Einblick, das erste Kennenlernen. Wir freuen uns schon auf die kommende Zeit mit dir in unserer Gemeinde!
1 Comment