Blühender Naturschutz

Das sind Katja und Fritz Mossel.

In Marienborn sind sie selbstverständlich bekannt als Bewohner des Chausseehauses und als Eigentümer der Amorella Kirschmanufaktur. Außerdem sind sie an jedem Mittwoch Gastgeber der Marktschwärmer und geben damit die Gelegenheit, Waren aus der näheren Umgebung frisch und direkt vom Erzeuger zu bestellen und abzuholen.

Aber darum soll es heute nicht gehen.

Denn Katja und Fritz Mossel sind außerdem passionierte Naturschützer.

Vor drei Jahren beschlossen sie, auf einer Fläche von ca. 1 Hektar, Blühstreifen anzulegen. Die Saatmischung ihrer Wahl, die aus überwiegend heimischen Wildarten und einigen Kulturarten – Kräutern, Blumen, Gemüsesorten – besteht, hat den bezeichnenden Namen „Lebensraum 1“, eine Saatmischung von Saaten Zeller.

Wie kamt ihr dazu, die Blühstreifen anzulegen? Man hört ja so viel vom Bienensterben, ist das der Grund?

Ja und nein. Die Blühstreifen sind natürlich auch ein Lebensraum für Insekten, vor allem für Wildarten, zum Beispiel Wildbienen. Aber das ist zu einseitig gedacht: Auch andere Wildtiere, die hier im Gebiet wohnen, profitieren von den Blühstreifen: Die Hasen und Mäuse genauso wie Rebhühner oder die Fasane, die man hier oft rufen hört. Die jungen Hasen verstecken sich oft in den Blühstreifen, wenn die Pflanzen eine gewisse Höhe erreicht haben.

Aber was habt ihr als Bewirtschafter der Ackerflächen davon?

Die Blühstreifen sorgen dafür, dass mehr Vielfalt inmitten von Kulturflächen entstehen kann. Denn natürlich wachsen hier nicht nur die Kräuter und Blumen, die wir ausgesät haben. Dadurch, dass wir nicht zu dicht gesät haben, haben zum Beispiel Moose die Chance, hier zu wachsen, die sehr wichtig für das Ökosystem sind. Ein ausgeglichenes Ökosystem ist uns sehr wichtig, denn nur so können wir unseren Beitrag dazu leisten, die Natur nicht nur zu nutzen, sondern auch zu schützen.

Macht der Blühstreifen viel Arbeit?

Nein. Im ersten Jahr haben wir sehr viel Unkraut herausgeholt, aber danach haben wir den Blühstreifen ganz natürlich wachsen lassen. Die Mischung ist so angelegt, dass es frühe und späte Blüher, hohe und niedrige Pflanzen gibt. Normalerweise lassen wir im Winter auch die vertrockneten Halme stehen, damit Wildinsekten ein Überwinterungslager haben. In diesem Winter haben wir einen Teil der Halme aber entfernt, da es im angrenzenden Rübenacker ungewöhnlich viele Mäuse gegeben hatte. Um diese auf natürliche Art und weise zu dezimieren, haben wir das natürliche Versteck etwas verkleinert, damit die Raubvögel sie besser jagen konnten.

Und wie lange können wir die blühende Landschaft in diesem Jahr noch genießen?

Normalerweise blüht es bis in den Oktober hinein. Das hängt ein wenig davon ab, wie trocken es ist. Im letzten Jahr waren die Pflanzen schon im Juli vertrocknet. Und in diesem Jahr fangen sie später an zu blühen, weil es bisher nicht so warm war.

Die Blühstreifen liegen ja quasi an der „Spaziergänger-Autobahn“ der Marienborner. Unzählige Menschen laufen oder radeln hier jeden Tag vorbei. Ich habe auch schon oft Passanten gesehen, die sich die eine oder andere Blume geschnitten haben. Ärgert euch das?

Ja, das ist sehr ärgerlich. Mit jeder Blüte, die abgebrochen wird, mit jedem Hund, der freilaufend in den Blühstreifen rennt, wird der Lebensraum der Tiere gestört, wird die Artenvielfalt gestört. Leider glauben viele Menschen, Blumen, die am Ackerrand wachsen, seien Allgemeingut, nur weil das Gebiet nicht eingezäunt ist. Wir würden uns sehr freuen, wenn unser Anliegen mehr respektiert würde. Statt die Pflanzen abzureißen, kann man sehr viel über heimische Arten lernen. Es gibt tolle Apps und Internetseiten, die beim Bestimmen helfen, zum Beispiel Flora Incognita zum Bestimmen der Pflanzen oder Wildbienen.info, um Wildbienen zu bestimmen.

Wer mehr über Blühstreifen und ihren Nutzen und ihre Bedeutung für den Naturschutz wissen möchte, hat am Sonntag, 16. Mai von 15 – 16:30 Uhr die Gelegenheit. Fritz und Katja Mossel führen eine Infoveranstaltung dazu durch, alle sind herzlich willkommen. Bitte an die Coronaregeln denken: Nehmen Sie einen Mundschutz mit und halten Sie Abstand!

Vielen Dank Katja und Fritz für Eure tollen Erklärungen und danke für die Augenweide, die ihr für uns bereithaltet!

3 Comments

    1. Schau mal im allerersten Beitrag (Oh wie schön ist Marienborn), da haben wir uns vorgestellt… Und bald kommt noch eine neue Autorin dazu. Aber du hast Recht, das Impressum müssen wir endlich mal angehen…

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